Migräne – Mehr als nur Kopfschmerz

Die meisten Menschen leiden ab und zu unter Kopfschmerzen. Nur wenige können von sich behaupten, quasi nie Kopfschmerzen zu haben. Nicht jeder Kopfschmerz resultiert zwangsläufig aus einer Migräne. Der häufigste ist sog. Spannungskopfschmerz, der den Alltag kaum bis wenig beeinflusst, und normalerweise nicht eine medikamentöse Therapie erforderlich macht. Was macht die Migräne somit so besonders?

Wenn der Kopf streikt: Migräne und ihre Belastung 
Patient*innen, die sich mit einer Migräne im Spital Langenthal vorstellen, können ein Lied davon singen. Die Migräne ist eine Kopfschmerzart, welche gehäuft eine starke bis sehr starke Intensität aufweist. Die Betroffenen können während einer Migräneattacke unter Übelkeit, Licht- und Geräuschempfindlichkeit leiden, bisweilen kommt es zum Brechreiz. Typischerweise führt körperliche Bewegung zu einer Verschlimmerung der Symptome. Eine Rückzugstendenz, mit dem Drang zum Hinlegen und allgemeiner Abschottung von der Aussenwelt, ist die Folge.

Eine Belastung mit weitreichenden Folgen 
Mehr als eine Milliarde der Weltbevölkerung leidet unter Migräne. Die Erkrankung betrifft überwiegend Frauen und stellt die Hauptursache einer Alltagsbehinderung bei jungen Menschen dar. Es ist daher nicht verwunderlich, dass hierdurch Faktoren wie Familie, Beruf und soziale Kompetenzen negativ beeinflusst werden. In der Tat berichten Menschen mit Migräne über eine Fülle von Sorgen, die über die Kopfschmerzen hinausgehen. Bei etwa jeder dritten betroffenen Person ist die Karriere in Mitleidenschaft gezogen, wobei die Meisten der Gruppe Angst haben, durch die Erkrankung ihren Job zu verlieren. Die Hälfte der Betroffenen sieht ihre Beziehung negativ beeinflusst. Häufig wird bekundet, sich den Kindern nicht ausreichend gut widmen zu können. Nur wenige Erkrankungen spielen in der Gesellschaft eine so prägnante Rolle, wie Migräne.

Primärversorgung von Migräne 
Migräne ist ein primärer Kopfschmerz, welcher nicht durch eine andere Erkrankung ausgelöst wird. Der Kopfschmerz kann isoliert auftreten oder auch mit der sogenannten Aura einhergehen. Bei der Aura handelt sich überwiegend um visuelle Begleiterscheinungen, die gerne dem Beginn des Kopfschmerzes vorausgehen, und an sich ungefährlich sind. Die Diagnosestellung einer Migräne ist bei typischer Anamnese, positiver familiärer Vorgeschichte und jungem Alter recht einfach und erfordert üblicherweise keine weitere Zusatzdiagnostik, wie z.B. ein MRT. Hausärztinnen und Hausärzte sind mit der Erkrankung bestens vertraut, sowohl in Bezug auf die Erkennung, als auch medikamentöse Therapie. Therapeutisch kommen an erster Stelle nicht Steroidale Antiphlogistka (NSAR), wie z.B. Ibuprofen oder Aspirin, zur Anwendung.

Wann ist eine Konsultation bei einem Neurologen sinnvoll? 
Nicht alle Patientinnen und Patienten mit einer Migräne sprechen gut auf die die «first line» Therapie an. Bei einigen wird die Kopfschmerzintensität wenig bis gar nicht reduziert. Andere berichten wiederum, dass es kurze Zeit nach der Einnahme eines Schmerzmittels zu einem Rückfall des Kopfschmerzes kommt. Die Frequenz von Kopfschmerzen kann auch dermassen hoch sein, dass der Alltag von Betroffenen nicht mehr gemeistert werden kann. Die Patienten konsumieren in den genannten Fällen häufig übermässig Schmerzmittel, was die Gefahr eines Kopfschmerzes bei Übergebrauch von Schmerzmitteln nach sich zieht. Ein regelrechter Teufelskreis von nie enden Kopfschmerzen und Analgetikakonsum ist die Folge. In diesen Situationen ist eine neurologische Abklärung zu empfehlen. 

Unterschiedliche Erkrankungen können eine Migräne-Attacke vortäuschen. Bei nicht ganz typischer Kopfschmerzanamnese und/oder dem erstmaligen Auftreten von migräneartigen Kopfschmerzen in höherem Alter ist ebenfalls eine neurologische Expertise gefragt.

Tipps 

  • Führen Sie ein Kopfschmerztagebuch – finden Sie die Auslöser. 
  • Behalten Sie Ihren Schlaf-Wach-Rhythmus bei – insbesondere am Wochenende. 
  • Treiben Sie Sport: vor allem Joggen, Wandern, Radfahren oder Schwimmen. 
  • Bei Begleiterscheinungen wie hohem Fieber oder neurologischen Ausfallsymptomen (z.B. Nackensteife, Gefühlsstörungen, Krämpfen usw.) suchen Sie dringend einen Arzt auf.

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