Während du schliefst – (Ein)Blick in den OP

Die meisten Patientinnen und Patienten «verschlafen» ihren Aufenthalt im Operationssaal im wahrsten Sinne des Wortes. Daher werfen wir heute einen Blick hinter die Kulissen und auf die vielen Mitarbeitenden, die hier Hand in Hand arbeiten und den Patienten nie aus dem Fokus verlieren.

Heute werden immer mehr Operationen ambulant durchgeführt, das heisst, man kommt morgens ins Spital, die Operation wird durchgeführt und nach einem kurzen Aufenthalt in der Tagesklinik geht man noch am selben Tag wieder nach Hause. Musste man zum Beispiel nach der Operation eines Leistenbruchs früher zwei Tage im Spital bleiben, ist das heute nicht mehr der Fall. Dr. Dominik Lüdi, stellvertretender Chefarzt Chirurgische Klinik und OP-Manager, erklärt: «Dies ist vor allem auf die medizinischen Fortschritte wie schonendere Operationstechniken und Anästhesieverfahren zurückzuführen. Dadurch wird der menschliche Körper deutlich weniger belastet und erholt sich wesentlich schneller.»

Patient im Fokus
Durch die vermehrten ambulanten Operationen sind auch andere Abläufe notwendig geworden. Die Herausforderungen hierbei bestehen darin, dass auch bei kleineren Eingriffen stets höchste Qualität und die Sicherheit des Patienten im Vordergrund stehen, die Patienten jederzeit gut und umfassend informiert werden und sich gut aufgehoben fühlen. Dominik Lüdi: «Bei uns soll kein Patient einfach eine ‹Nummer› sein. Wir behandeln Menschen, und als solche werden sie von uns allen auch immer wahrgenommen.»

Hinter den Kulissen
Während sich morgens die Patientin Frau K. beim Empfang für die geplante Operation ihres Leistenbruchs anmeldet, laufen die Vorbereitungen im Operationsbereich bereits auf Hochtouren. So wurden die für den Eingriff benötigten Operationsinstrumente längst sterilisiert und in den Operationssaal gebracht.

Morena Meier ist Technische Sterilisationsassistentin und für den kompletten Aufbereitungsprozess von Medizinprodukten zuständig – also für die Reinigung, die Desinfektion und die Sterilisation. Die Instrumente werden anschliessend verpackt, mit einem Code versehen, eingelesen und zur Verwendung freigegeben. «Ich liebe meine abwechslungsreiche Tätigkeit, denn sie gibt mir das Gefühl, ein wichtiger Teil von etwas ‹Grossem› zu sein. Viele Menschen sehen dies jedoch nicht und trotzdem ist unsere Arbeit von grosser Bedeutung», sagt Morena Meier. Man sieht ihr an, dass sie die Arbeit in ihrem Team gerne ausübt.

Eintritt in die Tagesklinik
Unsere Patientin, Frau K., meldet sich in der Tagesklinik und wird von Selina Schärer, die dort als diplomierte Pflegefachfrau HF arbeitet, begrüsst und über den genauen Ablauf informiert. So erhält die Patientin ein sogenanntes Patientenidentifikationsarmband, auf welchem mittels eines Barcodes ihre Personaldaten sowie ihre SRO-interne Patientenidentifikationsnummer hinterlegt sind. Die Daten werden gescannt und die Richtigkeit der Daten wird von der Patientin noch einmal bestätigt.

Evelyn Müller, Ressortleiterin Qualität und Entwicklung, erklärt den Vorgang dieses sogenannten «Sign-in»: «Es ist enorm wichtig, immer wieder bestätigen zu lassen, dass man die richtige Patientin für den dazugehörenden Eingriff vor sich hat. Das mag der Patientin zwar eigenartig erscheinen, dass sie in der Zeit vom Eintritt bis zur Anästhesie drei Mal nach dem Namen und der zu operierenden Seite gefragt wird. Aber wir müssen jederzeit sicher sein, die richtige Patientin vor uns zu haben.»

Modernste Operationsliegen
Nachdem sich Frau K. umgezogen hat, legt sie sich auf eine Liege, auf der auch die Operation durchgeführt wird. Timo Thimm, Leiter Medizintechnische Dienste und Akutpflege Stationen, erläutert dieses Vorgehen so: «Diese Operationsliegen auf Rollen darf man sich nicht mehr so vorstellen, wie sie früher ausgesehen haben. Sie sind sehr bequem und der Vorteil ist, dass die Patientin vor und nach dem Eingriff nicht umgebettet werden muss. Dies gibt unserem Personal mehr Flexibilität und für die Patientin ist es bequemer und schonender.»

Richtige Lagerung ist entscheidend
Frau K. wird nun zur Operationsvorbereitung in einen kleinen Vorraum des Operationssaals geschoben. Iris Jau ist Fachfrau für Patientenlagerung und sorgt dafür, dass Frau K. so auf der Operationsliege
positioniert ist, dass der Operateur möglichst nahe und barrierefrei an den Teil des Körpers gelangen kann, wo die Operation vorgenommen werden muss. «Dabei ist es wichtig», erklärt Iris Jau, «dass ein Patient fachgerecht gelagert wird und durch längeres Liegen keine Schäden davonträgt. Eine gute Kenntnis der Anatomie und des Nervensystems ist dafür unverzichtbar.»

Massgeschneiderte Anästhesie
Sobald die Patientin richtig gelagert ist, kümmert sich das Anästhesieteam um sie. Dieses Team, bestehend aus dem Anästhesiearzt und einer Fachperson für Anästhesiepflege, teilt sich die Aufgaben der Patientenanästhesie und -überwachung während des gesamten Eingriffs. Die Leitende Ärztin Anästhesiologie, Stephanie Hoffmann, und Anna Salm, die Anästhesiepflegerin, sind das Team, das für die Narkose
von Frau K. zuständig ist. «Es ist wichtig, in kurzer Zeit ein Vertrauensverhältnis zur Patientin aufzubauen», weiss Anna Salm. «Die meisten Patienten sind etwas nervös, da braucht es manchmal etwas Fingerspitzengefühl, um die richtigen Worte zu finden, damit die Patienten ruhiger werden.» Das bestätigt auch Stephanie Hoffmann: «Es ist schön, zu sehen, wenn es einem gelingt, jemandem die Angst zu nehmen und eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich der Patient wohlfühlt.»

Nun wird noch einmal die Identität von Frau K. geprüft und ihr wird ganz ruhig das Vorgehen erklärt. Es wird ein Zugang für das Narkosemittel gelegt und die Narkose wird eingeleitet. «Wir führen im OP Sedationen, Allgemein- oder Regionalanästhesien durch und sind für die Aufrechterhaltung der Vitalfunktionen des Patienten zuständig», führt Stephanie Hoffmann aus. «Dies ist ein sehr dynamischer Bereich, der eine gewisse Ruhe, Flexibilität und vorausschauendes Arbeiten erfordert.»

Vorbereitung der Operation
Sobald sich die Patientin im Operationssaal befindet, übernimmt Chantal Hess die nächsten Aufgaben. Sie hat bereits im Vorfeld das benötigte Instrumentarium und Material für die Operation gerichtet und kontrolliert. Die Fachfrau Operationstechnik desinfiziert nun die Operationsstelle und deckt die Patientin mit sterilen Tüchern ab. Unmittelbar vor Beginn der Operation gibt es einen ganz wichtigen Schritt: Das sogenannte «Team Timeout». Dieses wird durch die Anästhesie angekündigt und das gesamte Team im Operationssaal, bestehend aus Arzt, Assistenzarzt, Anästhesieteam, Fachfrau Operationstechnik und Lagerungspflegerin, ist ruhig. Der Operateur informiert über den Namen der Patientin, den Jahrgang, welcher Eingriff auf welcher Seite durchgeführt wird und ob es Besonderheiten gibt. Anschliessend informiert die Anästhesie über die Art der Anästhesie, den Zustand der Patientin und über allfällige Besonderheiten. Die Fachfrau Operationstechnik bestätigt, dass alle Instrumente bereit sind und dass die Technik funktioniert. Dieser Schritt wird in der Dokumentation festgehalten, bevor die Operation beginnt.

Die Operation beginnt
Mit dem Schnitt beginnt die Operation und der Fokus liegt bei allen Beteiligten voll und ganz auf der Patientin. Das Anästhesieteam behält die Vitalwerte im Auge und sorgt dafür, dass die Narkose genau so lange geht, wie es für die Operation notwendig ist. «Dank modernster Anästhesiemethoden ist eine Feinabstimmung heute sehr gut möglich», erklärt Stephanie Hoffmann. 

Während Arzt und Assistenzarzt operieren, reicht Chantal Hess die benötigten Instrumente an: «Es ist wichtig, dass man vorausdenkt und weiss, was der Arzt als Nächstes braucht. Wenn man sich ohne Worte versteht und Hand in Hand arbeitet, ist das etwas Wunderbares. Wir müssen uns mit enorm vielen Werkzeugen und Geräten auskennen und der Arzt muss sich auf uns verlassen können. Das fordert mich persönlich, immer auf dem neusten Stand zu bleiben.» Iris Jau führt während der Operation immer wieder Lagerungskontrollen durch und unterstützt die Fachleute Operationstechnik. Das Team arbeitet ruhig und konzentriert – jeder in seinem Bereich und doch alle zusammen.

Ende der Operation
Ist die Operation vorbei, folgt das sogenannte «Sign-out». Dabei wird das OP-Material gezählt und bestätigt, dass es vollständig ist. Erst dann wird die Aufwachphase von der Anästhesie eingeleitet. Lagerungspflegerin Iris Jau nimmt sich nun der Patientin an und übergibt sie an Selina Schärer, die Pflegefachfrau in der Tagesklinik. Hier wird wiederum das Armband gescannt, Schmerzen werden erfasst und Medikamente verabreicht. Frau K. kann sich hier von der Operation erholen. Später schaut entweder der Operateur oder der Kaderarzt vorbei und führt mit Frau K. ein Austrittsgespräch, verschreibt ihr Medikamente und informiert sie über die Nachbehandlung.

Am gleichen Tag nach Hause
Frau K. erhält alle Informationen und Medikamente für die nächsten Tage und kann am gleichen Tag wieder nach Hause. Doch auch dort wird sie von den Fachleuten und Ärzten des SRO weiter betreut. «Es wird telefonisch nachgefragt, wie es der Patientin geht, oder sie kommt am nächsten Tag in die Sprechstunde», erklärt Dominik Lüdi. «Wohnt jemand allein, kann es schon mal vorkommen, dass man nach vorheriger Abstimmung mit der Krankenkasse einen Patienten für ein oder zwei Nächte im Spital behält oder für eine entsprechende Betreuung zu Hause sorgt. Auch der Hausarzt wird informiert, damit er den Patienten weiter betreuen kann. Uns ist wichtig, dass es den Patienten während und nach der Behandlung gut geht. Denn sie stehen bei all unserem Tun und Handeln stets im Fokus.»

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