Stress, lass nach!

«Ich bin grad wahnsinnig im Stress...» Wie oft hat wohl jeder von uns diesen Satz schon gehört oder gesagt ? Stress ist etwas, das heute irgendwie zu unserem Alltag gehört. Doch wie wirkt sich Stress auf unsere Gesundheit aus?

Stress ist heute ein Alltagsphänomen. Dies bestätigt auch Paula Kunze, leitende Psychologin der Psychiatrischen Dienste Langenthal: «Gestresst zu sein, gehört heute auch ein Stück weit zur Selbstdarstellung. Und der eigene Anspruch, gestresst zu sein, ruft noch mehr Stress und Anspannung hervor.» Doch was ist Stress eigentlich? Paula Kunze erklärt: «Es gibt von aussen oder innen gewisse Anforderungen. Die eigene Bewertung, dass man diese Anforderungen nicht erfüllen kann, führt zu einer inneren Belastung, zu Stress. Es sind nicht die Dinge selbst, die uns stressen, sondern unsere Überzeugung, ihnen nicht gerecht werden zu können.»

Körper im Daueralarmzustand
Dass man in einer besonderen Situation mal in Stress gerät, kann man kaum vermeiden. Steht man jedoch permanent unter dieser Anspannung, hat dies früher oder später auch spürbare Auswirkungen auf das persönliche Umfeld und letztlich auch auf die eigene Gesundheit, denn der Körper befindet sich in einer Art Daueralarmbereitschaft und läuft innerlich auf Hochtouren. Paula Kunze: «Bei sich selber erkennt man diesen chronischen Dauerstress meist erst, wenn es eigentlich schon zu spät ist und es bereits an mehreren Stellen nicht mehr stimmt: Man ist gereizt, hat vielleicht Schlafstörungen, kann sich nur noch schwer konzentrieren und irgendwie ist einem alles zu viel. Zudem können weitere Symptome wie Bluthochdruck, Gefässerkrankungen, muskuläre Verspannungen, Kopfschmerzen, Magenbeschwerden oder Durchfall entstehen. Über längere Zeit können diese Symptome zu ernsthaften körperlichen Schäden führen.» Und auch die Psyche kann darunter leiden, auch wenn dieser Prozess meist schleichend vor sich geht. Es besteht jedoch die Gefahr einer psychischen Überbelastung, die letztlich in einem Burn-out enden kann.

Stress entgegenwirken
Es gibt Mittel und Wege, um aus dieser Daueranspannung zu finden, wie Paula Kunze aufzeigt: «Gerade im grössten Stress etwas gegen den Stress zu tun, ist im ersten Moment eine Herausforderung. Aber genau dann eine Pause zu machen, anzuhalten nd physisch wie auch mental Abstand zu gewinnen, ist meist der richtige Ansatz, um diese Spirale zu durchbrechen. Man sollte sich auch die Frage stellen, was jetzt gleich erledigt werden muss und was man auch zu einem späteren Zeitpunkt machen kann. Auch die Frage, was wichtig ist und was dringend ist, kann helfen. Wichtig sind viele Dinge – dringend aber sind die wenigsten.»

Vorbeugen mit Strategie
Glücklicherweise ist heute auch ein Trend sichtbar, der in die richtige Richtung geht, bestätigt die Psychologin. «Man hat generell ein grösseres Gesundheitsbewusstsein, achtet mehr auf ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf, Bewegung und Zeit für sich. Die Zeit der Corona-Krise hat vieles etwas entschleunigt. Man war gezwungen, sein Leben, die eigenen Werte und sozialen Beziehungen bewusst zu überdenken. Man hatte plötzlich mehr Kontakt mit sich selber, was wiederum bei manchem eine andere Art von Stress ausgelöst hat. Sicher waren auch gewisse Unsicherheiten, Ängste vor dem Ungewissen und vor der Zukunft da. Was hier hilft, ist Dankbarkeit, denn es gibt vieles, wofür jeder von uns jeden Tag dankbar sein kann. Genauso empfehlenswert ist eine gute Portion Humor, denn auch ein herzhaftes Lachen kann Stress abbauen und einen positiv stimmen.» So erhalten wir alle jeden Tag die Chance, Neues zu erleben, Mut zu haben, auch mal nein zu sagen, und letztlich zu einem ruhigeren, glücklicheren Lebensstil zu finden.

Tipps gegen Stress

Akuter Stress:
• kurz innehalten
• tief durchatmen
• neu orientieren

Dauerstress:
• Stress erkennen
• bewusst Pausen einlegen
• bewusst Zeit für Essen, Schlaf, Freizeit und soziale Beziehungen planen
• Zeitplanung und Arbeitsmethoden anpassen
• nicht zu viel auf einmal wollen
• regelmässige Bewegung einplanen
• bewusste Entspannung (Yoga, mentales Training, Gebet etc.)
• zulassen, auch mal schwach sein zu dürfen
• bewusst abschalten: «Digital Detox»

 

Text: Nathalie Beck, beckwerk.ch
Illustration: neuzeichen AG für Kommunikations- und Orientierungsdesign, neuzeichen.ch

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