Hormone sind lebenswichtig

Hormone sind biochemische Botenstoffe, die durch unseren Blutkreislauf in jeden Teil unseres Organismus vordringen. Sie beeinflussen die körperliche, psychische und emotionale Gesundheit. In einem Überblick informiert Prof. Dr. Samyah Shadid insbesondere über die Schilddrüsenhormone.

Hormone sind Signalstoffe, die vielfältige Funktionen unseres Körpers kontrollieren und koordinieren. Sie sind eine Art Nachrichtensystem, mit welchem die Organe miteinander kommunizieren und ihre Funktionen aufeinander abstimmen. Das Zusammenspiel der Hormone ist fein aufeinander abgestimmt. Sie wirken nur an Stellen im Organismus, an denen die passenden Andockstellen vorhanden sind.

Wie Samyah Shadid erklärt, spielen Hormone bei vielen, oft lebenswichtigen Vorgängen im Körper eine Rolle, wie beispielsweise das Insulin. Die meisten Menschen kennen Insulin vor allem im Zusammenhang mit der Volkskrankheit Diabetes mellitus. Produziert wird Insulin von der Bauchspeicheldrüse, einer endokrinen und einer exokrinen Drüse im Bauchraum des Körpers. Sie stellt nicht nur Hormone, sondern auch Sekrete für den Verdauungstrakt her. Eine wichtige Funktion ist die Regulation des Blutzuckerspiegels. Dazu kann sie u. a. die Hormone Insulin (blutzuckersenkend) und Glucagon (blutzuckersteigernd) freisetzen. Ist die Produktion oder Wirkung des Insulins gestört, bleibt der Blutzuckerspiegel erhöht und führt zu Schäden im Körper.

Ein anderes lebenswichtiges Hormon ist Cortisol, das in den beiden Nebennieren gebildet wird. Die kleinen Drüsen regulieren Reaktionen auf Stress und Entzündungen sowie den Blutdruck und die Atemfrequenz.

Hormonelle Veränderungen sind normal. Hingegen sollten hormonelle Störungen untersucht und behandelt werden. So wie es nicht die eine Hormonstörung gibt, so gibt es auch nicht die eine Erkrankung, die zu einer Hormonstörung führt. Alle Hormone sind in gewisse Regelkreise eingebunden und sind so in Menge und Wirkung kontrolliert. Dieses komplexe System ist eben auch störungsanfällig und kann sehr sensibel reagieren. 

«Unter dem endokrinen System verstehen wir ganze Organe oder Zellgruppen, die Hormone produzieren. Hierzu gehören z. B. die Schilddrüse, die Nebenschilddrüse, die Nebennieren, die Hirnanhangsdrüse und Teile der Bauchspeicheldrüse», erläutert die Endokrinologin.Hormone sind für wichtige Prozesse verantwortlich wie z. B. den basalen Stoffwechsel, die Mineral- und Salzregulation, den Blutdruck und das Wachstum. Die meisten werden in den vorgenannten Organen produziert; gesteuert werden sie von anderen Hormonen aus Teilen des Gehirns: der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) und des Hypothalamus. Diese arbeiten eng zusammen in der sogenannten Hypothalamus-Hypophysen-Organ-Achse. Ein raffiniertes, fein reguliertes und doch einfaches Prinzip.

Hormoneller Regelkreis der Schilddrüse
Die Ausschüttung der Schilddrüsenhormone (auch T4 und T3 genannt) wird über einen Regelkreis gesteuert. Die Regelkreise sind die Schaltzentralen im endokrinen System. Der Hypothalamus steuert die Hypophyse und diese stimuliert die Schilddrüse. Die Hypophyse misst, wie viele Hormone die Schilddrüse produziert, und reagiert darauf. Wenn es zu wenig ist, produziert sie mehr eigene Hormone (TSH; Thyroid-Stimulating Hormone). Diese gelangen über die Blutbahn zur Schilddrüse und bewirken dort eine verstärkte Bildung der Schilddrüsenhormone. Die Hypophyse misst erneut und wenn sie feststellt, dass die Hormonproduktion reicht oder zu hoch ist, drosselt sie das TSH. Eine perfekte Interaktion.

Vereinfacht gesagt 
Samayah Shadid veranschaulicht die «Hierarchie» auf humorvolle Weise: «Der Hypothalamus ist der grosse «Chef» und schüttet das Hormon TRH aus; der «Sous-Chef» ist die Hypophyse, die hängt wie ein Tropfen am Hypothalamus, mit dem sie den Hormonhaushalt reguliert. Sie setzt TSH frei und regt die «Arbeiter» sprich die Schilddrüse zur Hormonproduktion an. Der Chef kontrolliert die Produktion; ist diese zu niedrig, befiehlt er: «Sofort an die Arbeit.» Wird zu viel produziert, denkt er: «Okay, ich gehe Kaffee trinken, macht es bitte selber». 

Die Schilddrüse ‒ Hormonzentrale des Lebens
Die Schilddrüse hat eine lebenswichtige Aufgabe. Das kleine schmetterlingsförmige Organ ist der Motor unserer Zellen. Es entscheidet mithilfe seiner Hormone, ob unser Körper auf Hochtouren oder auf Sparflamme läuft. Bei Krankheiten liegt das Problem eher selten beim Hypothalamus, ein bisschen häufiger bei der Hypophyse und meistens bei der Schilddrüse. «Kommt beispielsweise eine Patientin in die Praxis und vermutet, dass sie zu wenig T4 habe, ein Protein mit vier Jodmolekülen, kann ich meistens aufgrund der Kombination der Hormone TSH und T4 sehen, ob das Problem in der Schilddrüse oder in der Hypophyse liegt», erklärt Samayah Shadid. Es ist beispielsweise möglich, dass die Hypophyse nicht funktioniert, wenn es zu wenig T4 hat, oder bildlich gesprochen: «Wenn der Chef (Hypothalamus) abwesend ist, machen die Arbeiter Kaffeepause, aber das hat nichts mit der Schilddrüse zu tun, sondern weil die Ansteuerung der Hypophyse fehlt.» 

Schilddrüsenüberfunktion
Sind zu wenige Schilddrüsenhormone im Blut, steigt der TSH-Wert vorausgesetzt, die Hypophyse funktioniert. Die Hypophyse kurbelt die Ausschüttung von TSH an, damit die Schilddrüse T4 bildet. Ist die Schilddrüse überaktiv, produziert sie zu viele Hormone. Dies kann sich u. a. durch Symptome wie Gewichtsverlust, Schwitzen, Herzrhythmusstörungen und Nervosität bemerkbar machen. Eine Schilddrüsenüberfunktion erhöht so das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 

Behandlung 
Die Auswahl einer geeigneten Therapie ist abhängig von der Art der Erkrankung, Lebens alter und Allgemeinzustand der Patienten und erfordert eine sehr genaue Abklärung der Ursache. 

Schilddrüsenunterfunktion
Sind zu viele Schilddrüsenhormone im Blut, sinkt die TSH-Produktion reaktiv. Im Gegensatz zur Überfunktion arbeitet die Schilddrüse verlangsamt und produziert zu wenig Hormone für eine normale Arbeitsweise des Organismus. Folgende Symptome können u. a. auftreten: Gewichtszunahme, verlangsamter Herzschlag, Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Reizbarkeit und depressive Verstimmungen. Liegt die Ursache in der Schilddrüse, ist das TSH erhöht: Der «(Sous-)Chef» fordert die Arbeiter auf, härter zu arbeiten. 

Behandlung 
Medikamentös durch Einnahme von Schild drüsenhormonen; mit niedriger Dosis beginnen.

Jodmangel
Jod ist ein essenzielles Spuren element und kann nur über die Nahrung aufgenommen werden. Früher war der Jodmangel sehr verbreitet. Heute wird Jod dem Speisesalz hinzugefügt. Bei einem Jodmangel fehlen die vier Jod moleküle für das T4 und die Schilddrüsenhormone werden nicht mehr ausreichend produziert. Folglich produziert die Hypophyse mehr TSH und stimuliert die Schilddrüse, die wächst und einen Kropf bilden kann. 

So gibt es Menschen mit einer schön geformten Schilddrüse, die nicht gut funktioniert, und andere mit einer ver grösserten Schilddrüse, welche ein wandfrei funktioniert. Drückt eine vergrösserte Schilddrüse jedoch auf die Luftröhre, kann das gefährlich werden.

Samayah Shadid gibt zu bedenken, dass Probleme nicht nur auf hormonelle, sondern auch auf morphologische Störungen zurückzuführen sind. Solche Funktionsstörungen sind durch ein Anschwellen im unteren Halsbereich gekennzeichnet. Diese Knoten können gutartig oder bösartig sein. Schilddrüsenkrebs tritt im Gegensatz zu anderen Krebsarten nicht häufig auf, jedoch oft auch schon bei jungen Erwachsenen sowie im höheren Alter. Die Heilungschancen sind durchaus sehr gut, wenn der Tumor frühzeitig erkannt wird.

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