Gesunde und ungesunde Getränke

Ernährungsberaterin Corinne Moser-Kopp informiert über die hohe Trinkwasserqualität in der Schweiz, trendige Lifestyle-Getränke und wie man Durstlöscher von Genussmitteln unterscheidet.

Trinken ist wichtig, doch vielen Leuten ist Wasser zu fade. Deshalb liegen funktionale Drinks bei Konsumenten im Trend. Die fett-, kalorien- und/oder zuckerfreien Getränke boomen am Markt. Corinne Moser erachtet es als wichtig, eine gewisse Distanz zu wahren: probieren, aber massvoll, auch aus gesundheitlichen, finanziellen und ökologischen Gründen. Lifestyleprodukte sind oft vitaminangereichert, mal light, mal proteinreich oder mit Antioxidantien.

In der Praxis wird die Ernährungsberaterin am ehesten konfrontiert mit Focus Water, Vitamin Well, Water Dropz usw. «Diese funktionalen Getränke sollen einen Mehrwert bieten, nicht nur den Durst löschen.» Hier gilt es zu beachten, ob diese zuckerfrei oder künstlich gesüsst und somit kalorienfrei sind. Einige werden angepriesen mit natürlichem Fruchtzucker. Wie Studien aufzeigen, birgt isolierte Fructose gesundheitliche Risiken und kann beispielsweise Fettstoffwechselstörungen begünstigen. Deshalb rät Corinne Moser übergewichtigen Menschen davon ab. Problemlos ist Fructose bei einer sportlich aktiven, schlanken Person oder mit guter Kalorienbilanz. Jedoch als Genussgetränk und nicht, um die 1.5 bis 2 Liter Flüssigkeit abzudecken, die ein gesunder Mensch täglich trinken soll. Gesund ist Fruchtzucker in Form von täglich zwei Portionen frischem Obst. Produkte, die Fett und Protein enthalten, sind nicht mehr Getränke, sondern flüssige Nahrung.

Water Dropz
Diese Aromaperlen aus gepressten Früchten und Kräutern lösen sich in Wasser auf und reichern dieses mit Geschmack und Vitaminen an, jedoch ohne Zucker und Kalorien. Beim Trinken werden Duftstoffe freigesetzt, welche das Gehirn überlisten, sodass man glaubt, aromatisiertes Wasser zu trinken, etwa Holunderblüte oder Mandarine.

Hahnenwasser
Unser Trinkwasser erfüllt sehr hohe Qualitätsstandards. «Grundsätzlich können wir gut leben mit Hahnenwasser», argumentiert Corinne Moser. Zudem hat Leitungswasser eine viel bessere Ökobilanz als in Flaschen abgefülltes Mineralwasser. In der Schweiz sind wir uns oft nicht bewusst, dass wir aus jedem Wasserhahn trinken können und unterwegs kann die Wasserflasche bei zahlreichen Trinkwasserbrunnen aufgefüllt werden.

Alkoholische Getränke
Alkoholische Getränke sind keine Durstlöscher, sondern Genussmittel. Deshalb ist nichts dagegen einzuwenden, ab und an ein Glas Wein, ein Feierabendbier oder einen Cocktail zu geniessen. Regelmässiges Trinken, insbesondere Rauschtrinken, ist ungesund.
Alkohol hat nicht nur viele Kalorien; er hemmt gleichzeitig den Fettabbau. Wird der Konsum verringert, kann man auch das Gewicht reduzieren.

Softgetränke
Vorwiegend junge Menschen ersetzen oft das Frühstück durch einen Energy Drink wie Red Bull. Das erachtet Corinne Moser als bedenklich: «Das darin enthaltene Koffein wirkt aufputschend und der Zucker gibt kurzfristig Energie, jedoch sind keine anderen guten Nährstoffe enthalten, die ein Körper braucht.» In Sachen Beliebtheit ein Pendant zu Red Bull bei Jugendlichen ist Capri-Sun bei den Kindern. Neben dem hohen Zuckergehalt ist hier auch die Säure problematisch für die Milchzähne der Kleinen.

Kaffee
Kaffee ist ein Genussmittel, kein Durstlöscher. Angemessen sind 3 bis 5 Tassen täglich. Lange wurde angenommen, dass Koffein entwässert. Die harntreibende Wirkung entfällt, sobald sich der Körper ans Koffein gewöhnt hat. Bei sensiblen Menschen oder solchen, die nicht daran gewöhnt sind, kann der Schlaf beeinträchtigt werden. Andere hingegen schlafen auch nach einem doppelten Espresso entspannt ein. Dies ist individuell und altersunabhängig.

Fruchtsäfte / Smoothies
Fruchtsäfte enthalten einen hohen Gehalt an Vitamin C. Für einen Vitamin-Boost genügt es, einen Deziliter Fruchtsaft zu trinken. «Bei einer höheren Dosierung werden mehr Energie und Zucker aufgenommen als vom Körper verwertet werden kann und somit entfällt die gewünschte Wirkung. Vergleichsweise ist der Zuckergehalt in einem Deziliter Orangensaft und einem Deziliter Cola identisch», gibt die Ernährungsberaterin zu bedenken. Dies gilt auch für die praktischen und sehr komprimierten Smoothies. In ein Fläschchen werden 3 bis 4 Früchte gemixt. Deshalb ist ein Deziliter Smoothie ausreichend und enthält neben einer gewissen Anzahl Vitaminen auch eine vernünftige Menge Zucker.

Um den Durst zu löschen, ist pures Wasser ideal, zur Abwechslung mit Zitrone oder Kräutern aromatisiert, aber zuckerfrei. Praktisch alle anderen Getränke sind als Genussmittel anzusehen. In kleinen Mengen genossen, dafür aber bewusst und ohne schlechtes Gewissen, haben sie Platz in einer ausgewogenen Ernährung.

 

Text: Brigitte Meier

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