Gemeinsam sind wir stark

Sie haben im Spital Langenthal den meisten Kontakt zu den Patientinnen und Patienten, kümmern sich Tag und Nacht um sie und sind dafür verantwortlich, ihnen den Krankenhausaufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten: die Pflegeteams auf den Stationen. Doch welche Berufe arbeiten hier zu sammen und was macht ein gutes Team aus?

Das Motto der Akutpflegestationen im Spital Langenthal lautet: «Gemeinsam sind wir stark.» Elisabeth Minder, Bereichsleitung 4. OG (Chirurgie allgemein) sagt dazu: «Das ist für uns nicht einfach nur ein Motto, das wir irgendwo auf einem Zettel an die Wand hängen und dann vergessen. Jeder von uns weiss, dass wir alle aufeinander angewiesen sind, damit unser Arbeitsalltag funktioniert und die Patienten optimal betreut werden können. Daher legen wir viel Wert auf einen kollegialen Umgang, eine offene Kommunikation und gegenseitiges Vertrauen.»

Starke Leitung, starkes Team
Die Stationen im Spital Langenthal werden jeweils von einem Dreierteam geführt, dem sogenannten «Dreibein», bestehend aus Bereichsleitung, Fachexpertin und Berufsbildnerin. Auf diese Weise wird die Verantwortung für Planungs- und Organisationsaufgaben, Fachfragen und Bildungsaufgaben auf der Station abgedeckt. Elisabeth Minder erklärt: «Ein regelmässiger Austausch untereinander ist wichtig, um immer auf dem neusten Stand zu bleiben und zu wissen, wo man in all diesen Bereichen auf der Station steht, ob es irgendwo Probleme oder Engpässe gibt, die es zu lösen gilt, und ob es Themen gibt, die mit dem Team oder anderen Fachdisziplinen besprochen werden müssen. Auch der Austausch der verschiedenen Pflegestationen untereinander ist wichtig, denn nur so kann man voneinander lernen und gewisse Dinge optimieren, um noch besser zu werden.» 

Pflegequalität
Um eine hohe Pflegequalität zu gewährleisten, spielen auch externe Faktoren eine wesentliche Rolle. Fachexpertin Kathrin Flück erläutert: «Es ist essentiell, sich stets über die neusten Entwicklungen aus der Forschung zu informieren, denn daraus können letztlich neue Behandlungsmethoden und Handlungsanweisungen entstehen. Natürlich findet im Vorfeld eine Prüfung der aktuellen Prozesse statt und die Frage, ob es sinnvoll und vor allem praxistauglich ist, etwas zu verändern. Wenn ja, werden Mitarbeitende geschult mit dem Ziel, die Pflegequalität fortlaufend zu optimieren. So sind immer alle auf dem gleichen Wissensstand und vor allem auf dem aktuellsten Stand der Forschung ‒ was wiederum unseren Patienten zugute kommt.» 

Jeder zählt
Auf der Station gibt es keine «wichtigen» oder «unwichtigen» Mitarbeiter, denn jeder trägt mit seinen Aufgaben dazu bei, dass das Team funktioniert und die Patienten so persönlich und optimal wie möglich betreut werden. So übernehmen Praktikanten und Pflegehilfen auf der Station festgelegte Aufgaben, zum Beispiel die Essens- und Getränkeverteilung sowie Reinigungsarbeiten. Zudem helfen sie mit bei der Pflege und der Betreuung der Patienten und sind dafür verantwortlich, dass die notwendigen Materialien in Patientenzimmern und Verbandswagen vorhanden sind. 

Oft sind sie auch die ersten Ansprechpersonen, um abzuklären, was ein Patient braucht, wenn dieser klingelt. Dabei sind eine gute Beobachtungsgabe sowie eine präzise Informationsweiterleitung an die Pflegefachperson unerlässlich. Denn je nach Bedürfnis übernimmt dann eine den Kompetenzen entsprechende Fachperson die weitere Betreuung.

Helfende Hände
Zum Beispiel die Fachangestellte Gesundheit, kurz FAGE. Sie arbeitet auf der Station im «Tandem», also einem Zweierteam, mit einer diplomierten Pflegefachperson zusammen. Während ihrer dreijährigen Ausbildung erwirbt eine FAGE verschiedene Fähigkeiten zum Ausführen von Pflegehandlungen wie die Übernahme der Grundpflege, Blutentnahmen, Wundverbände und vieles mehr. Nach der Ausbildung hat sie die Möglichkeit, mit zusätzlicher interner Schulung ihre Kompetenzen zu erweitern.

Berufsbildnerin Ruth Meister: «Es gehört zu meiner Funktion, unsere Lernenden und Studierenden ganz gezielt zu fördern, damit sie lernen, neue Tätigkeiten zu übernehmen und im beruflichen Alltag Prioritäten zu setzen. Es ist wichtig, ein gutes Beobachtungsvermögen zu entwickeln und gut zuhören zu können, um Situationen richtig einzuschätzen. Denn jeder Patient ist anders und es braucht eine gewisse Anpassungsfähigkeit im Umgang mit Menschen.»

Auch die Assistentin Gesundheit und Soziales (AGS) ist für die Station ein wertvolles Teammitglied. Ruth Meister: «Sie unterstützt nach ihrer zweijährigen Ausbildung das Pflegeteam bei der Betreuung und Pflege der Patienten und erledigt einfache medizinische Tätigkeiten wie zum Beispiel das Blutdruckmessen oder Puls- und Gewichtsüberprüfung.»

Die «Krankenschwester»
Ja, es gibt sie noch, die klassische «Krankenschwester» von früher ‒ sie heisst heute einfach anders. Die heutige Pflegefachfrau HF (Höhere Fachschule) oder FH (Fachhochschule) ist mit vielfältigen Aufgaben betraut. Planung, Organisation und das Delegieren von Aufgaben gehören genauso zu ihrem Alltag wie das Begleiten und Fördern von Lernenden. Als Bezugspflegeperson eines Patienten trägt sie unter anderem die Hauptverantwortung dafür, dass die Dokumentation der Patientenakten erfolgt und Therapien und Massnahmen korrekt umgesetzt werden. Sie muss aber vor allem jederzeit den Überblick über die Gesamtsituation eines Patienten haben und bei Bedarf entsprechend handeln. Dafür braucht es nicht nur Organisationstalent, sondern auch Flexibilität, Fachwissen und stetige Aufmerksamkeit. Man kann also sagen, dass die heutige «Krankenschwester» zu einer Art «Managerin mit Herz» geworden ist. Ruth Meister: «Lange hat man uns nur als Helfer der Ärzte gesehen, was nur bedingt stimmt. Wir sind eine eigenständige Berufsgruppe mit viel Verantwortung und gutem Fachwissen, das wir täglich anwenden und ausbauen. Und das wird letztlich auch von den Ärzten geschätzt.»

Gutes Team ‒ zufriedene Patienten
Wenn in einem Team ein guter Teamgeist herrscht, bleibt dies auch den Patienten nicht verborgen, wie viele positive Patien­tenfeedbacks zeigen. Elisabeth Minder weiss: «Eine gute und wertschätzende Zusammenarbeit zwischen dem Ärzteteam und dem Pflegefachpersonal ist eine Grundvoraussetzung, damit eine kompe­tente Pflege stattfinden kann.»

Dies bestätigt auch Ruth Meister: «Am Ende einer Schicht hat man auf einer Pflegestation kein eigentliches ‹Produkt›, das man sich anschauen kann. Doch das Gefühl, Gutes vollbracht zu haben, so­wie die positiven Feedbacks unserer Patienten geben uns die nötige Motivation, unseren vielseitigen Beruf weiterhin mit Freude und Leidenschaft auszuüben.»

«Gemeinsam sind wir stark»
Auch das gute Miteinander im Team ist ein wichtiger Faktor, wie Elisabeth Minder ergänzt: «Voneinander und mit­einander zu lernen, ist ein wichtiger Punkt. So schätzen wir untereinander Ehrlichkeit, Offenheit, Flexibilität und eine gesunde Prise Humor. In unserem Team, in dem Personen im Alter von 15 bis 63 Jahren arbeiten, wird viel Er­fahrung ebenso geschätzt wie frischer Wind.»

Die Teams in einer Schicht sind meist durch­mischt, was die Zusammenarbeit inte­ressant macht, da jeder andere Talente und Fähigkeiten miteinbringt. So kann es vorkommen, dass man genau nach diesen Kriterien die Zuständigkeiten im Team aufteilt, damit ein möglichst gutes und effektives Miteinander entsteht. Denn jeder im Team weiss: Nur gemeinsam sind wir stark!

Man lernt nie aus

Hilke Krug (57) befindet sich nebst ihrer Tätigkeit als FAGE im Spital Langenthal gerade in der Ausbildung zur Pflegefachfrau FH. Dieses Studium absolviert sie während vier Jahren an der Berner Fachhochschule Gesundheit und ist begeistert: «Die gerade abgeschlossenen zwei Jahre empfand ich als sehr lehrreich und interessant. Gleichzeitig war es aber auch anstrengend, neben der Familienarbeit zu studieren und noch 50 Prozent als FAGE  zu arbeiten ‒ das braucht einen langen Atem.» 

Trotzdem ist die studierte Geographin, die erst später ihre Ausbildung zur FAGE absolviert hat, überzeugt, dass sie genau das Richtige tut. «Ich nehme den Pflegenotstand ernst und dessen Auswirkungen machen mich persönlich betroffen. Mein wachsendes Fachwissen ermöglicht es mir zunehmend, Situationen umfassender einzuschätzen. Und das empfinde ich als befriedigend und erfüllend.»

Sie empfiehlt das Studium jedem, der sich mit dem Gedanken trägt, sich in dieser Richtung weiterzubilden: «Wir können unsere an sich schon sehr vielseitige Pflegetätigkeit um viele Aspekte erweitern und dazu beitragen, eine noch höhere Patientensicherheit zu gewährleisten. Und es braucht viele von uns, um positive Veränderungen voranzubringen.»

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