Die Nieren – unser lebenswichtiges Filtersystem

Unsere Nieren sind Hochleistungsorgane: Sie filtern das gesamte Blut eines Menschen etwa 300 Mal täglich. Ihre Aufgaben sind ebenso vielfältig wie die Ursachen für Nierenerkrankungen. «In der Nephrologie beschäftigen wir uns mit der Abklärung jeglicher Nierenleiden. Im Rahmen unserer Sprechstunde betreuen wir Patienten mit Nierenkrankheiten, und Nierenbiopsien werden ebenfalls durchgeführt», sagt Dr. med. Thomas Künzi, Chefarzt Nephrologie/Dialyse.

Die Nieren übernehmen eine Reihe lebenswichtiger Aufgaben und gelten als unser eigenes Klärwerk. Sie reinigen unseren Körper von schädlichen Substanzen und regulieren Blutdruck, Wasser- und Salzhaushalt. In beiden Nieren befinden sich ca. 2 Millionen Filterkörperchen, welche täglich 1500 Liter Blut filtern und Urin produzieren. Der Urin gelangt über das Nierenbecken in den Harnleiter und zur Harnblase. Durch den normalen Alterungsprozess verlieren viele dieser Filterkörperchen ihre Funktion, aber die Niere verfügt über einiges an Reserven.

Aufgrund der hohen Lebenserwartung können jene Erkrankungen, die vorwiegend zu Nierenleiden führen, nämlich Bluthochdruck, Übergewicht und Diabetes, lang genug bestehen, um die Nieren zu schädigen. Dies hat zur Folge, dass sich die Gefässe in den Nieren verändern, die Nieren nicht mehr genügend durchblutet werden und Nierengewebe abstirbt, was die Nierenfunktion einschränkt. «Wird ein Nierenschaden rechtzeitig erkannt, lässt sich ein Fortschreiten oft mit Medikamenten und einer angepassten Ernährung verzögern. Hingegen kann einmal zerstörtes Nierengewebe nicht mehr repariert werden. Ist die Organfunktion bereits auf weniger als zehn Prozent gesunken ist, hilft meist nur noch die künstliche Blutwäsche (Dialyse).»

Wie bleiben die Nieren gesund?
«Alles, was das Herz und das Gefässsystem schützt, tut auch den Nieren gut: normaler Blutdruck, ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung», erklärt der Spezialist. Nikotinkonsum ist ein Risikofaktor, da sich die Filterfunktion der Nieren durch das Rauchen drastisch vermindert.

Gibt es Warnsignale für Nierenkrankheiten?
Oft bleibt eine fortschreitende Niereninsuffizienz (Nierenschwäche) jahrelang unbemerkt. Anzeichen wie Müdigkeit, Wasseransammlungen im Gewebe oder Appetitmangel treten erst auf, wenn die Nierentätigkeit nur noch 20 Prozent oder weniger beträgt. «Diese Patienten werden uns vom Hausarzt zugewiesen. Je besser die Niere noch funktioniert, desto grösser sind die Behandlungschancen. Eine nachlassende Nierenfunktion lässt sich mit Blut- und Urinuntersuchungen erkennen», erklärt Thomas Künzi. Nach einer ersten Abklärung ist in einigen Fällen eine Nierenbiopsie notwendig. Die Gewebsuntersuchung hilft, eine präzise Diagnose und die optimale Therapie für die Betroffenen zu bestimmen.

Kritisch wird es, wenn die Nierenleistung unter 10 Prozent liegt. «Bei fortgeschrittener Nierenfunktionseinschränkung ist abzuklären, ob es im Umfeld des Patienten einen geeigneten Organspender gibt oder ob sich dieser auf eine Transplantationswarteliste setzen will», sagt der Chefarzt Nephrologie. Eine Person mit zwei gesunden Nieren kann mit einer Lebendnierenspende ein Organ spenden. Die Nierentransplantationen werden in der Schweiz in sechs Zentren, u. a. im Inselspital Bern, durchgeführt, wo auch die primäre Nachbetreuung der Patienten stattfindet. Nach 6 bis 12 Monaten kommen die Nierentransplantierten in die Sprechstunde der SRO AG zur Nachbetreuung zurück. Thomas Künzi ist seit 20 Jahren in der Nephrologie SRO tätig und pflegt mit den meisten Patienten ein langjähriges Vertrauensverhältnis.

Abgeklärt werden zusehends junge Patienten mit Blutdruckproblemen, aber auch Patienten, die aufgrund ihres Nierenleidens einen hohen Blutdruck haben und behandelt werden müssen. «Patienten, die wiederholt Nierensteine haben, werden von der Urologie an uns überwiesen. So kann beispielsweise eine vermehrte Ausscheidung von Oxalat (Stoffwechselprodukt) im Urin auf ein erhöhtes Risiko für Nierensteine hinweisen bzw. bei vorhandenen Nierensteinen auf deren Ursache.

Kontrastmittelverstärkte Ultraschalluntersuchung
Eine Methode zur Diagnostik von Niereninfarkten, Nierenabszessen oder von unklaren Nierenbefunden ist eine Ultraschalluntersuchung mit Kontrastmittel. Dieses besteht beim Ultraschall im Gegensatz zu den anderen Röntgenuntersuchungen aus gasgefüllten Mikrobläschen, die durch eine Verweilkanüle in die Vene gespritzt werden.

Transplantation
«Eine Transplantation ist nach wie vor die beste Methode, einen Ausfall der Nierenfunktion auszugleichen, und sollte angestrebt werden, besonders wenn der Patient keine schweren zusätzlichen Krankheiten hat. Wir arbeiten eng mit dem Inselspital Bern zusammen», betont Thomas Künzi, der dort ausgebildet wurde. Verschiedene Parameter wie der Gesundheitszustand des Empfängers und die Verfügbarkeit eines Organs entscheiden darüber, ob eine Transplantation möglich ist.

Gerade für sehr junge Patienten ist es ein wesentlicher Unterschied, ob sie drei Mal wöchentlich zur Hämodialyse oder mit einem gut funktionierenden Transplantat einmal pro Monat zur Kontrolle gehen müssen. Während nur wenige dialysebehandelte Frauen schwanger werden, ist eine Schwangerschaft für eine nierentransplantierte Frau mit einer optimierten Medikation (Immunsuppressiva) möglich.

Organspende

Viele Nierenkranke warten auf eine passende Niere. In der Schweiz werden Nieren in den fünf Universitätsspitälern sowie im Kantonsspital St. Gallen transplantiert.
Das Volk hat sich am 15. Mai 2022 für die Widerspruchslösung bei der Organspende ausgesprochen. Die neue Regelung gilt frühestens ab 2024. Wer nach seinem Tod keine Organe spenden möchte, muss dies künftig festhalten. Ohne Widerspruch dürfen nach dem Tod Organe und Gewebe für Transplantationszwecke entnommen werden.
Mehr Informationen finden Sie unter www.swisstransplant.org

 

Moderne Dialysestation im Haus Süd

In der Dialyse (Blutwäsche) werden dem Blut Giftstoffe und überschüssige Flüssigkeit entzogen, die bei normaler Nierenfunktion mit dem Harn ausgeschieden werden. Ausserhalb der Öffnungszeiten von Montag bis Samstag, 7 bis 18 Uhr, wird ein Pikettdienst angeboten.

Mit dem Begriff Dialyse werden die beiden Blutreinigungsverfahren Hämodialyse (maschinelle Blutwäsche ausserhalb des Körpers) und Peritonealdialyse (Bauchfelldialyse) bezeichnet. «Beides sind gleichwertige Methoden mit Vor- und Nachteilen, die nach persönlichen Aspekten sorgfältig abgewogen werden», erläutert Thomas Künzi. Im November 2017 wurde die neue Abteilung Nephrologie und Dialyse eröffnet. In den verschiedenen Räumen werden Hämodialysen durchgeführt, Patienten an der Peritonealdialyse kontrolliert und Sprechstunden abgehalten. Während einer Hämodialyse wird ein Teil des Blutes durch ein steriles Schlauchsystem, das mit einem Filter verbunden ist, geleitet. In diesem Filter (ähnlich wie beim Kaffeefilter) werden überschüssiges Körperwasser und Abfallstoffe aus dem Blut entfernt. Das maschinell gereinigte Blut wird durch das Schlauchsystem in den Körper zurückgeleitet. Dies dauert rund vier Stunden und erfolgt an drei Tagen pro Woche. Daher kennen sich die oft langjährigen Patienten an der Hämodialyse gegenseitig gut. Sie werden bei Bedarf von der Ernährungsberatung unterstützt.

«Patienten mit einer Peritonealdialyse haben gegenüber der Hämodialyse im Spital mehr Freiraum bei den Behandlungszeiten, weil sie selbstständig zu Hause durchgeführt wird. Bei dieser Blutwäsche dient das Bauchfell als natürliche Filtermembran. Durch einen permanenten Katheter wird die Dialysatlösung in den Bauchraum geleitet. Dies erfordert neben gesundheitlichen Voraussetzungen eine hohe Eigenverantwortung und technisches Verständnisseitens des Patienten», erklärt Thomas Künzi.


Text: Brigitte Meier
Fotos: Manuel Stettler, stettlerphotography.ch

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